Richard-Wagner-Platz muss bleiben!

Stadtrat Michael Weickert zur vorgeschlagenen Umbenennung des Richard-Wagner-Platzes in „Refugees-Welcome-Platz“

Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren Kollegen, verehrte Gäste! Da die Sächsische Gemeindeordnung nur Beratungsgegenstände kennt, müssen wir heute nicht nur über die Petition an sich votieren, sondern auch über einen Änderungsantrag der Grünen, der wohl nicht im ganz im Sinne der Petenten sein mag, aber die Spekulation darüber möchte ich den geneigten Zuschauern überlassen. Es endet heute eine politische Posse, die beispielhaft in der derzeitigen öffentlichen Diskussion ist.Und wir müssen uns an dieser Stelle die Frage stellen, worum es in dieser Petition eigentlich geht. Richard Wagner ist einer der prominentesten Söhne Leipzigs und wohl einer der wegweisenden Musiker des 19. Jahrhunderts. Dennoch in gewissen Fragen eine ambivalente Figur, aber welcher Künstler oder Politiker dies nicht. Wagners Musik findet Anerkennung in allen gesellschaftlichen Kreisen und das sage ich wertfrei als jemand, der nicht zu den bekennenden Wagnerianern gehört. Doch ist Wagner auch für viele ein Symbol für Reaktion und Antisemitismus. Attribute weder voll zutreffen, noch völlig haltlos sind. Allerdings muss man fairerweise feststellen, dass es eher die Nachkommen Wagners waren, die sich dem Naziregime anbiederten oder überzeugte Nationalsozialisten waren und die Vereinnahmung des musikalischen Werkes Wagners durch Hitler zuließen und beförderten. Es geht mit dieser Petition um mehr. Es geht um das Eingreifen in den öffentlichen Raum, um unser Geschichtsbewusstsein. „Der Philosoph, der in die Öffentlichkeit eingreifen will, ist kein Philosoph mehr, sondern ein Politiker; er will nicht mehr nur Wahrheit, sondern Macht.“ So hat es Hannah Arend aus meiner Sicht treffend in ihrem Werk „Wahrheit und Lüge in der Politik“ formuliert. Es geht hier natürlich um Macht und um die Deutungshoheit über unsere Vergangenheit. Ich kann nur davor warnen, Personen und Personengruppen für solche Projekte zu instrumentalisieren, denn am Ende stehen niemals Toleranz oder differenzierte Auseinandersetzung mit unserer Geschichte, sondern ein im Grunde totalitäres Weltbild nach dem Motto, „Wer nicht für uns ist, ist gegen uns.“ Meine Damen und Herren von den Grünen, ihr Änderungsantrag läuft dabei aus meiner Sicht ein bisschen ins Leere, denn es gibt kaum eine andere Stadt in der Bundesrepublik, in der Willkommenskultur so stark verwurzelt ist, wie in Leipzig. Allein unserer jahrhundertealte Tradition als Messestadt zeigt, dass zu nahezu jeder Phase der Leipziger Geschichte, selbst in den dunklen Stunden der SED-Diktatur, Leipzig ein Ort war, der fremde Kulturen und uns fremde Menschen offen aufgenommen hat. Diese Tradition findet sich bereits in vielen Orten und Straßennamen Leipzigs wieder, sei es mit der Messeallee, der Lumumbastraße oder dem Herzliya-Platz um nur wenige Beispiele zu nennen. Was wir also nicht brauchen, ist eine einseitige Verdrängung einer wichtigen Leipziger Persönlichkeit, die auch einst wegen ihrer politischen Überzeugung flüchten musste, aus dem öffentlichen Raum.