Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
Sehr geehrte Bürgermeister,
liebe Stadträte,
eigentlich wollte ich heute, wie in den vorberatenden Ausschüssen, versöhnliche Töne anschlagen. So scheint doch die Verwaltung mit uns das Ziel zu teilen, mittels moderner Technologie wichtige Orte in Leipzig erlebbar zu machen. Dabei wird auf die Augmented-Reality-Technologie verwiesen. Jeder, der vor ein paar Wochen dem Hype von „Pokemon Go“ gefolgt ist, und Erinnerungen aus seiner Jugend wieder aufleben lassen hat, indem er mit seinem Smartphone digitale Monster fing, kann inzwischen mit dem Begriff etwas anfangen. So ist es, wie es in der Verwaltungsmeinung beschrieben wird, auch unser Ziel an Ort und Stelle, historische Ereignisse auf dem Smartphone in Bild und Ton, und vielleicht auch Text, für jeden Interessierten greifbar werden zu lassen.
Aber je häufiger ich den Verwaltungsstandpunkt las, desto mehr fühlte ich mich gedrängt, ein paar Worte mehr zu verlieren.
Zum einen ist es erfreulich, dass nun nach gut einem Jahr eine Verwaltungsmeinung vorliegt. Wir haben leider nicht vorhersehen können, mit diesem Antrag die Verwaltung vor ein Problem zu stellen, dessen Bearbeitung eine solche Zeit in Anspruch nimmt. Wir hätten sonst eine Frist zur Vorlegung eines Konzeptes nicht im zweiten Quartal 2016 beantragt, sondern Ihnen ein wenig mehr Zeit gelassen.
Zumindest konnte die Zwischenzeit genutzt werden, um einen GPS-Referenzpunkt einzurichten und damit bereits vor Beschlussfassung den Änderungsantrag von Frau Gabelmann mehr oder weniger obsolet zu machen.
Wenn man dem Verwaltungsstandpunkt jedoch Glauben schenken darf, ist nicht nur dieser bereits Verwaltungshandeln gewesen. So sollen wir die „Leipzig Travel App“ der LTM empfehlen. Durch diese sei die Innenstadt digital erlebbar. Stadtführungen mit ausführlichen Informationen würden zur Verfügung gestellt und eine breite Marktabdeckung sei quasi schon erreicht.
Wenn man sich nun jedoch die App herunterlädt, stellt man leider fest – die im Verwaltungsstandpunkt hochgelobte Augmented Reality-Technologie ist hier nicht zu finden. Auch würde ich empfehlen, bezüglich der Informationstexte eher auf Wikipedia zurück zu greifen, dort wird man wesentlich besser informiert. Im Übrigen wird das auch in Berlin mit großem Erfolg mit der Hilfe von QR-Cobbles genau so getan.
Das ist leider nicht nur meine Meinung, wird die App doch in Bewertungen der Nutzer mit den Worten
„Nette Idee, schlechte Umsetzung“
„Oberflächlich“
„Nicht zu gebrauchen“
oder
mit einem einfachen „Nö, da gibt es bessere!“
beschrieben.
Diese App bringt für das Ziel, was uns und der Verwaltung vorschwebt, keinen Mehrwert. Zudem scheint sie kaum bekannt bzw. genutzt. So kamen nur 9 Nutzer innerhalb von 2 Jahren auf die Idee, eine Bewertung abzugeben.
Die App „Zeitfenster“, entwickelt von der Universität Leipzig, birgt für die Thematik der friedlichen Revolution tatsächlich diesen Mehrwert. An historischen Orten kann man Bilder, Videos und Audiodateien abspielen, die einen in das damalige Ereignis versetzen. Das wäre, ähnlich des Beispiels am Potsdamer Platz in Berlin, hingegen der Verwaltungsmeinung auch mit Hilfe von QR-Cobbles möglich.
Doch im Gegensatz zu einer App machen sie auch vor Ort die Menschen auf die digitale Verfügbarkeit der Inhalte aufmerksam. Für eine App muss deutlich mehr Werbung gemacht werden, damit sich Interessierte diese bereits vor Ihrem Rundgang installieren.
Nichtsdestotrotz sind wir geneigt, hier einen Teil des Verwaltungsstandpunktes abstimmen zu lassen und den von der Verwaltung vorgeschlagenen Weg einer Augmented Reality App zu begehen.
Dem Vorschlag, die „Leipzig Travel App“ zu empfehlen, leider nicht. Diese hält nicht, was im Verwaltungsstandpunkt versprochen wird. Viel eher wollen wir vorschlagen, wie bereits im Ursprungsantrag beschrieben, mit der Universität Leipzig in Kontakt zu treten und die „Zeitfenster“-App weiterzudenken.